Prien – Breitbrunn – Gstadt – Seebruck – Chieming – Grabenstätt – Felden – Prien
2:46:30 h, 58,35 km, 21 km/h
Hallöchen zusammen!
Es gibt so Mythen, die man in seiner Kindheit aufschnappt und die immer noch ungelöst sind. Gestern beim Wandern kam wir so was wieder in den Kopf: Der Chiemsee Radweg. In meiner Kindheit gab es eine Zeit, in der gefühlt jeder im Verwandten- und Bekanntenkreis meiner Eltern um den Chiemsee geradelt ist. Da gab es immer viel Staunen und daher war für mich klar, der Weg muss ewig lang sein. Eine Kilometerzahl hat mir in dem Alter noch nichts gesagt, daher wurden daraus irgendwann völlig ohne Hintergrund 120 Kilometer. Dass dem nicht so ist, wurde mir in den letzten paar Jahren schon klar, aber über die genaue Zahl rätselte ich noch immer. Und nun weiß ich es endlich genau: Laut meinem Tacho sind es 58,35 Kilometer 🙂 .
Ich hatte gestern und heute Morgen nachgeschaut und gelesen, dass es knapp 60 Kilometer sind. Und dann ließ mich der Gedanke nicht mehr los. Heute Morgen war ich träge und wollte eigentlich gar nicht los, daher fuhr der erste Zug ohne mich. Und auch als es Zeit für den zweiten Zug gewesen wäre, blieb ich noch daheim. Dann aber hielt ich meine eigene Trägheit nicht mehr aus und packte meine Sachen und machte mich fertig. Endlich radelte ich zum Zug. Mit S-Bahn und Meridian kam ich so mit etwas Verspätung gegen 11.00 Uhr in Prien an.
In Prien radelte ich gleich die Seestraße runter zum Ufer und suchte dort nach Schildern. Mein Plan war, den See immer zu meiner rechten Seite zu haben. Ich wurde erst nicht fündig, da die Uferpromenade den Fußgängern vorbehalten ist. Nachdem ich endlich ein Schild gefunden hatte, das zumindest einen Radlweg anzeigte, folgte ich diesem. Die ersten zehn Kilometer war ich sehr unsicher, ob ich auf dem richtigen Weg war, folgte aber irgendwann einfach der Ausschilderung nach Chieming – und das war richtig 🙂 . Der Radweg führt oft weg vom Ufer und trennt auch meist Fuß- und Radweg. Das ist auch eine gute Idee, da ich die kurzen Abschnitte mit Fußgängern immer langsamer war, weil ich mich erst „durchklingeln“ musste – und ich will nicht wissen, wie das zur Hochsaison ist.
Den Abschnitt zwischen Prien und Seebruck kannte ich bis heute gar nicht. Und das ist schade! Denn bei Breitbrunn war es richtig schön und ich vermute, dass es dort auch nicht ganz so überlaufen ist, wie in den klassischen Orten Prien, Seebruck und Chieming. Die Landschaft war sehr natürlich und der Weg durchgängig Kies- und Schotterweg. Insgesamt fuhr ich heute viel auf Kies- und Schotterwegen und nur wenig auf asphaltierten Straßen – und genau so habe ich es auch am liebsten.
Ich orientierte mich bei den Radlschildern immer an Chieming und wenn es mehrere Möglichkeiten gab, fuhr ich immer in Richtung See. Das hat perfekt funktioniert. Anfangs ist Chieming angeschrieben, nach der Hälfte war dann wieder Prien das Ziel, man kann sich also gut an den Orten orientieren. Als ich in Seebruck ankam, wurde die Gegend schon bekannter für mich. Aber auch hier führte der Weg nicht am Ufer entlang, sondern an einem eigenen Radlweg. In Chieming war dann Halbzeit und ich hatte 31 Kilometer auf dem Tacho stehen. Der Radlweg führt leider nicht zur Seepromenade, ich bog da aber kurz ab.
Es wäre zu schade gewesen keine kleine Pause am See zu machen. Hier war viel los, was bei dem Wetter auch kein Wunder ist. Ich genoss die Aussicht, beobachtete die Leute und fuhr dann wieder los. Der folgende Teil führt zuerst vom Chiemsee weg, weil das Naturschutzgebiet Tiroler Achen am See liegt. Nun war ich durchwegs auf Kies- und Sandwegen unterwegs. Nach dem Naturschutzgebiet kommt der Teil, den man sich sparen könnte. Der Radlweg läuft parallel zur Autobahn und auch wenn ich immer wieder einen Blick auf den See hatte, ist das nur halb so schön, wenn neben einem die Autos vorbeirasen. Kurz vor Prien wurde es wieder etwas schöner, aber in Summe war die zweite Hälfte landschaftlich nicht vergleichbar mit dem ersten Teil.
In Prien kam ich wieder am Ufer an und wusste auch, dass ich die Seestraße wieder hinaufradeln musste, um zum Bahnhof zu kommen. Dort war ich dann überpünktlich gegen 13:50 Uhr und wartete auf den Zug zurück, der um kurz nach zwei abfuhr. Mein Radl und ich waren von oben bis unten mit Sandspritzern bedeckt und es war klar, dass ich am Abend noch eine kleine Putzaktion machen würde 😉 .
Der Chiemsee Radweg ist landschaftlich wunderschön. Auch wenn man oft vom See weggeführt wird, fährt man meist über Feldwege und hat immer die Berge im Blick. Absolut empfehlen kann ich das Stück Prien – Breitbrunn – Gstadt – Seebruck – Chieming – Grabenstätt. Alles was danach kommt war mir viel zu nah an der A8. Da der Radlweg sehr beliebt ist, empfehle ich euch in der Nebensaison zu fahren, Dezember ist ideal 😉 . Urlauber waren keine da und der Standard-Münchener traut sich so spät im Jahr auch nicht mehr raus. Und die paar einheimischen Spaziergänger kann man gut überholen und man hat kaum anderen Radlverkehr 🙂 . In der Hochsaison ist das sicher anstrengend, da muss man dann wohl einfach sehr früh oder sehr spät radeln – oder sehr gemütlich 😉 . Mir hat’s jedenfalls großen Spaß gemacht und für eine gemütliche Wochenendradlrunde ist die Chiemseeumrundung genau das Richtige. Und endlich ist ein Mythos meiner Kindheit gelöst – denn so lange ist der Chiemsee Radweg gar nicht 😉 .
Liebe Grüße,
Sabine 🙂