Der Wecker läutete uns schon früh aus dem Schlaf, äußerlich noch immer irgendwie schlafend packte ich die Taschen, frühstückte und „sattelte“ mein Radl. Langsam wurde ich dann doch wach und spätestens als ein morgendlicher Regenschauer uns kurz vor der Abfahrt überraschte, war ich dann auch ganz da. Premiere für die Regenjacke und ein schnelles radeln zum Bahnhof, wo um 07:44 Uhr der Zug nach Rosenheim losfuhr. Abwechselnd hoben wir Räder und das Gepäck in den Zug und waren ganz froh, dass wir alles sicher verstauen konnten. Die Zugfahrt dauerte eine Stunde und verging recht schnell. Schließlich war das erst der Anfang der langen Reise. In Rosenheim angekommen mussten wir in einen Zug nach Kufstein umsteigen, was sehr gut klappte, da es in Rosenheim Aufzüge gab und wir somit die Radl nicht die Treppe raufschleppen mussten und andererseits war der Einstieg in die Züge auf Bahnsteighöhe. Perfekt :-)! Wieder fuhren wir etwa eine Stunde weiter, um dann in Kufstein ein „Einfach-Raus-Ticket“ zu organisieren und ein wenig durch die Stadt zu schlendern und schieben und ein zweites Frühstück einzulegen. Der nächste Zug brachte uns dann nach Innsbruck, wo wir wieder umstiegen in eine wiederum österreichische Regionalbahn nach Landeck. Dort hatten wir noch etwas Zeit und besorgten uns Verpflegung für diesen und den nächsten Tag, da wir zum Einen keine Schweizer Franken hatten und zum Anderen nicht wussten, ob man am Sonntag in der Schweiz irgendwo Verpflegung bekommen konnte. Somit waren die Taschen noch voller als zuvor und nach einem kleinen Mittagessen stiegen wir um in einen Radlbus der LVB-Radreisen, der uns nach Maloja brachte, zum Beginn des Innradweges :-).
Nach drei Stunden Fahrt waren wir da und eine unglaubliche Landschaft umgab uns. Auf über 1700 Meter, die Berge rundherum, viele Seen und viel Natur. Die Schweizer Städtchen oder Dörfer sind recht klein und haben auch gar nicht die Möglichkeit, sich groß auszubreiten. Um so schöner war das für uns und wir konnten losradeln.
Der Inn entspringt auf dem Malojapass und fließt dann durch mehrere Seen und wird langsam vom reißendem Gebirgsbach zum kleinen jungen Fluss.
Überraschend war für mich St. Moritz, was beim Durchfahren viel kleiner wirkte, als ich es mir vorgestellt hatte. Es tauchen ein paar mehr Häuser auf, aber bis auf den ein oder anderen Porsche mehr, fällt das nicht auf. So sind wir recht schnell an St. Moritz vorbeigeradelt und waren dann auch schon bei Celerina, wo wir die Kirche San Gian entdeckten.
Es ging weiter durch die traumhafte Schweiz. Es hat etwas friedliches und unberührtes, wenn man in der hügeligen Gegend unterwegs ist und kaum was von der Zivilisation mitbekommt. Hier lebt der Mensch noch irgendwie im Einklang mit der Natur, was bedingt durch die bergige Landschaft auch gar nicht anders geht. Nach insgesamt 40 Kilometern erreichten wir dann das Quartier für die erste Nacht: Das Convict per giuventüna Zuoz, ein Jugendhaus, das im Vergleich zu den anderen Unterkünften in der Schweiz auch bezahlbar ist. Unsere Reservierung war zwar vergessen worden, so dass wir noch eine halbe Stunde warten mussten, bis wir unser Zimmer hatten, aber ansonsten war es eine sehr schöne Unterkunft. Nachdem wir geduscht hatten und ich feststellen musste, dass ich einerseits das Shampoo vergessen hatte und andererseits nicht föhnen konnte, weil die Steckdosen in der Schweiz nicht zu unseren Steckern passen, fielen wir trotzdem glücklich und zufrieden und mit nassen Haaren 😉 ins Bett und schliefen mit dem Geräusch vorbeifahrender Züge und der alle Viertelstunde wieder läutenden Kirchenglocke ein…