Tag 2: Rauf, runter, rauf, runter, …

Ding, dong, ding, dong… zwei Uhr morgens… ding, dong, ding, dong… Viertel nach zwei… ding, dong, ding, dong… drei Uhr morgens… vorbeifahrender Zug… fünf Uhr morgens…
So ging’s die ganze Nacht dahin. Zwischendurch konnten wir zwar auch mal schlafen, aber wir sind beide immer wieder aufgewacht, weil uns entweder die Kirchenglocke oder ein vorbeifahrender Zug geweckt hatte. Am nächsten Morgen waren wir daher noch etwas müde, genossen dann aber das leckere Frühstück und packten unsere Sachen, um uns auf den Weg aus der Schweiz zu machen. Ziel für diesen Tag war: Die Grenze überqueren!

So verabschiedeten wir uns vom schönen Zuoz und radelten los. Die ersten Steigungen erreichten wir ein paar Kilometer später bei S-chanf, wo wir in schöner Landschaft raufstrampelten und die Ruhe genossen. Es war zwar noch ziemlich kalt, so dass uns die Finger halb einfroren, aber das legte sich bald.

Die meiste Zeit waren wir abseits von Straßen oder Dörfern, wenn wir aber mal in eins kamen, fügte sich das malerisch in die Landschaft ein. Der Inn, ein Kirchturm und die Engadiner Bauweise bildeten ein herrlich schönes Bild.

Aber nicht nur die Anblicke waren atemberaubend, auch die Fahrt selber. Im Radführer sind für leichte Steigungen und Gefälle dünne und für starke dicke Pfeile eingezeichnet und in der Schweiz hatten wir um ein Vielfaches mehr davon als in allen anderen Kartenabschnitten zusammen. Das lief bis vor Guarda relativ gut, auch wenn meine Beine stark protestierten, weil ich nur Flachland-radeln gewöhnt war. Zudem stellte ich leider erst zu diesem Zeitpunkt fest, dass weder mein zweiter noch mein erster Gang funktionierten… Als dann in Guarda vier dicke Pfeile, also starke Steigungen, hintereinander kamen, musste ich mitten drin absteigen. Da ging dann gar nichts mehr. Da es sowieso schon Zeit für die Mittagspause war, setzten wir uns ins Gras und genossen die Aussicht und stärkten uns mit Semmeln und Mandelhörnchen.

Nach diesem sehr deutlichen Aufzeigen meiner sportlichen Grenzen, musste ich erst ein wenig verdauen, dass es nicht so einfach ging, wie ich dachte. Gestärkt durch die aufbauenden Worte meines Freundes und das Essen hatte ich dann aber wieder ganz neue Energie und es konnte weitergehen. Die nächsten „dicken Pfeile“ bzw. starken Steigungen schaffte ich dann auch ganz gut. Und kurz vor Scuol gab es dann auch ein schönes langes Stück bergab, was richtig Spaß machte, sich da mit dem Wind in den Haaren runterrollen zu lassen.

Der schlimmste Teil war dann geschafft. Es ging zwar trotzdem immer wieder rauf und runter, aber nicht mehr so steil wie zuvor. Und so näherten wir uns immer mehr der Grenze in Martina und genossen bis dahin noch die schöne Schweizer Landschaft.

Angekommen in Martina ging’s auch ohne Probleme über den Zoll und die Grenze, leider auf einer etwas stärker befahrenen Straße. Dafür waren wir aber nach etwa zehn Kilometern so richtig in Österreich angekommen und radelten nach Pfunds.
Dort suchten wir uns ein Quartier für die kommende Nacht und schlenderten dann über die Innbrücke zum Stadtplatz. Nachdem wir einen gemütlichen Italiener gefunden hatten, aßen wir eine wirklich sehr leckere und sehr Knoblauch-haltige Pizza. Glücklich und geschafft ging’s wieder zurück in die Pension und wir fielen müde ins Bett. Aber auch in dieser Nacht bekam ich nur schwer ein Auge zu…

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