Hallo zusammen!
Zusammenfassung:
Nach der ersten Hüttenübernachtung ging es zuerst im Pulk los, von dem wir uns dann aber befreiten, indem wir den Gipfelabstecher zu Benediktenwand dazunahmen. Danach wanderten wir scheinbar ewig ins Tal, bis wir Jachenau erreichten. Von dort ging es wieder bergauf bis zum Rißsattel und wieder ins Tal nach Vorderriß. Auch an diesem Tag mussten wir wegen Fußschmerzen deutlich mehr Pause machen, als wir geplant hatten.
Details:
Nach unserer ersten Hüttenübernachtung wachten im Lager alle irgendwie gleichzeitig auf. Ich konnte den Abend zuvor ewig nicht einschlafen und hatte auch nicht das Gefühl viel geschlafen zu haben, aber das war egal, nun ging’s weiter. Wir packten unsere Sachen zusammen, frühstückten im Haupthaus und nachdem wir uns fertig gemacht hatten wanderten wir los – und das am Anfang in großem Pulk. Hier fühlten wir uns schnell unwohl, wussten aber, dass wir nach einer Dreviertelstunde an der Weggabelung in die andere Richtung zum Gipfel der Benediktenwand (1800m) gehen würden.
Und das war eine gute Entscheidung. Wir waren die einzigen die sich für den Abstecher für „konditionsstarke Wanderer“ (Zitat Rother Wanderführer) entschieden hatten. Der Pulk zog also weiter und wir wanderten über felsigen Bergweg zum Gipfel. Eineinhalb Stunden Mehraufwand bringt der Abstecher, den sollte man sich aber nicht entgehen lassen, da es der einzige Gipfel der Etappe ist.
Dort angekommen hatten wir einen schönen Ausblick auf das Karwendel, in das wir am Folgetag wandern würden, zum Walchensee und auch zurück zu Brauneck und Co. Wir genossen den Blick hier oben, machten eine kleine Pause, schauten neugierig in die Biwakschachtel und packten dann unser Zeug wieder zusammen.
Wir wanderten den gleichen Weg wieder zurück und kamen wieder zu Weggabelung: 2h bis Jachenau. Das sollte so schlimm nicht sein. Über Kehren geht es bergab über die Glaswandscharte zu einer Forststraße. Das interessante war die Beschilderung auf dem Weg: Jedes Mal, wenn Jachenau wieder angeschrieben war, stand dort 2:15h. Nach dem dritten Schild in Folge waren wir schon etwas genervt. Der Wanderführer ist da etwas ehrlicher und gibt die Zeit von der Tutzinger Hütte bis Jachenau mit 4h an, also ab der Abzweigung mit 3:15h.
An der Forststraße führt ein Weg die Forststraße entlang und einer durch den Wald, wir wählten letzteren. Und damit näherten wir uns auch dem Wasserfall. Als wir einen schönen Ausblick darauf hatten machten wir eine Pause. Angelockt durch Sonnencreme und Co. hatte ich hier bald schon einen treuen Begleiter: Ein Schmetterling saß während der Brotzeit auf meinem Arm und wechselte dann zum Weiterwandern auf meinem Rucksack. Er begleitete uns bis zum Fahrweg in die Jachenau.
Der Weg verlief weiter den Bach entlang, wir kamen an Badegumpen vorbei, hatten dafür nun aber keine Motivation. Die Füße meldeten sich schon wieder und der Weg zog sich. „Jachenau 45 Minuten“, das war zwar immer noch weit, aber zumindest keine 2:15h mehr. Wir liefen am Fahrweg entlang, machten im Schatten aber nochmal Pause. Ein Motivationskeks musste her und die Füße waren mittlerweile wieder im Dauerbeschwermodus. Und weiter ging’s und auch wenn es sich zog, irgendwann erreichten wir endlich Jachenau. Dort machten wir die nächste Pause: Im Gasthof gönnten wir uns einen Spezi. Noch 3:15h bis Vorderriß – das schaffen wir – redeten wir uns und unseren Füßen gut zu.
Nun führte der Weg über einen Forstweg hinauf zu Lainer Alm und Luitpolder Alm. Wir liefen wieder der belgischen Familie über den Weg, die wir auch schon beim Abstieg am Wasserfall gesehen hatten. Bei der Almenlandschaft angekommen freuten wir uns über den Anblick, hatten aber am meisten damit zu kämpfen einen Fuß vor den anderen zu setzen. Schließlich war es wieder flacher geworden und damit für die Füße anstrengender. An der Luitpolder Alm trafen wir auf die Caminoläuferin und ihre amerikanische Freundin, die seit der Tutzinger Hütte auch mit dabei ist. Wir freuten uns über das Wiedersehen und machten wieder mal eine Pause.
Nach einem Plausch ging es weiter – es folgten die letzten eineinhalb Stunden bis Vorderriß. Ab dem Rißsattel hatten wir einen herrlichen Blick ins Rißtal und ins Karwendel. Der Abstieg war aber superanstrengend für uns. Alle paar Meter blieben wir stehen, versuchten die Füße irgendwie zu entlasten, liefen weiter. Die Kehren wollten nicht zu Ende gehen und als wir Vorderriß endlich erreicht hatten, konnten wir’s kaum glauben. Wir bezogen das Lager und aßen dann schweigend nochmal Brotzeit als Abendessen – das Gasthaus hatte Ruhetag. „Ich hoffe, das wird wieder besser.“ – „Ich auch.“ Und damit hatten wir den schlimmsten Motivationstiefpunkt der Tour erreicht. Trotzdem – am nächsten Tag wollten wir weiter ins Karwendel.
Frage des Tages:
Wie viel Schmerz kann man ertragen?
Fazit:
Dieser Tag war für uns ein sehr prägender für die ganze Wanderung. Der Abstecher zur Benediktenwand war unser persönlicher Höhepunkt, der Abstieg nach Vorderriß unser persönlicher Tiefpunkt. An diesem Abend waren wir richtig fertig – und das nicht nur körperlich, sondern vor allem psychisch.
Liebe Grüße,
Sabine (Early Bird) 🙂