Einführungswoche: Wanderung zum Falkenstein

Samstag, 15. April

Als ich an diesem Morgen wach wurde und das schöne Wetter sah, kam schon das erste Lächeln auf meine Lippen. Die Wettervorhersage hatte sich getäuscht, es war schön sonnig, weiß-blauer Himmel, ideal für die Wanderung zum Großen Falkenstein :-). Aber bevor es damit losging, gab es noch das letzte Frühstück für die meisten von uns und nachdem sich alle nach und nach verabschiedet hatten, saßen wir übrig gebliebenen im Gemeinschaftsraum und warteten auf unseren Bergführer.

Thomas kam auch pünktlich zur Tür herein und erklärte uns, wie der Tag ablaufen würde. Da auf dem Gipfel noch Schnee lag, packten wir auch Schneeschuhe ein und machten uns dann auf den Weg. Das Schöne an einer Wanderung mit Bergführer ist, dass er einen auf so viele Dinge aufmerksam machen kann, an denen man so nur vorbeilaufen würde.

Am Anfang wanderten wir wieder durch den Urwald und entdeckten dort wieder einen Urwaldpilz, also einen der Sorte, die den Urwald charakterisieren und in diesem Fall einer, den es deutschlandweit nur im Bayerischen Wald gibt. Am Donnerstag hatten wir schon die Zitronengelbe Tramete gesehen, an diesem Tag war es der Duftende Feuerschwamm. Thomas ließ uns alle daran riechen und jeder war überrascht, welch ein guter Rosenduft von dem unscheinbaren Pilz ausgeht.

Der nächste Halt war bei einem umgestürzten Baum. Riesig war dieser und bei genauerem Hinsehen sah man auch, dass er innen hohl war. Und dort war so viel Platz, dass sich abwechselnd einer nach dem anderen reinstellen konnte.

Das wirklich Faszinierende aber waren die wunderschönen Muster, die durch die Verrottung entstanden sind. Da hat sich die Natur als Künstler versucht und das voller Erfolg.

Als wir tiefer im Wald und damit höher am Berg waren, kamen die Höllbachfälle bzw. das Höllbachgspreng. Der Weg war durch die vielen nassen Felsen schon etwas schwerer zu gehen, aber das machte das ganze nur spannender. Und der Wasserfall war dabei der Höhepunkt. Spätestens jetzt holten auch die letzten Leute, die eine Kamera dabei hatten, diese raus und machten ein paar Fotopausen.

So spaltete sich unsere Gruppe in drei Teile auf: Der vorderste Teil waren die Leute ohne Kamera, der Teil mittlere die, die fotografierten und der letzte Teil, die, die fotografierten und etwas langsamer waren. Als wir dann bei der Brücke des Wasserfalls waren hatte sich aber eine neue Aufteilung ergeben: Die vordersten Gruppe war gleich geblieben, die mittlere bestand nur noch aus mir und einem anderen Mädchen und der Rest war die dritte Gruppe und lag ein Stückchen hinter uns. Uns störte das weniger, wir wussten ja, was das Ziel sein sollte.

Also wanderten wir weiter und kamen nun in die schneeigen Regionen. Dadurch war es gleich viel anstrengender, dafür wurde die Aussicht aber mit jedem Meter besser. Nach einer Weile kamen wir beim Kleinen Falkenstein an, dort musste man nur noch ein paar Felsen hochklettern um die zugehörige Aussicht zu genießen. Wir trafen dort zwei Wanderer, die die ganze Zeit schon vor uns gewesen waren, auch als wir noch eine ganze Gruppe waren. Sie fragten uns nach dem weiteren Weg, wir konnten aber auch nur auf die Schilder verweisen. Als sie zu uns dann aber meinten, dass wir die ersten unserer Gruppe seien, die sie sehen, waren wir verwirrt. Wo sind die, die vor uns waren? Während die beiden weitergingen, warteten wir erst eine Weile und drehten dann nochmal um. Vom hinteren Teil der Gruppe war aber weit und breit nichts zu sehen. Irgendwann entschieden wir uns dafür, zurück zum Kleinen Falkenstein zu gehen.

Dort kletterte ich den durch den Schnee etwas rutschigen Weg vorsichtig hoch, die Aussicht musste ich einfach sehen. Meine Freundin wartete unten und nachdem ich den Blick auf die Berge des Bayerischen Walds genossen hatte und wieder unten ankam, war noch immer niemand da. Also beschlossen wir weiter zum Großen Falkenstein zu wandern. Spätestens da mussten ja alle ankommen.

Nachdem der Schnee immer mehr wurde, probierten wir auch die Schneeschuhe aus. Und das war wirklich eine gute Idee. Damit fiel das Laufen gleich viel leichter und noch dazu machte es großen Spaß. Auf unserem Weg kam uns auch ein Wanderer vom Gipfel entgegen, aber auch der hatte niemanden gesehen. Wir liefen also weiter durch den Schnee und kamen nach einer Weile am Gipfel an.

Niemand war hier, wir ließen die Schneeschuhe im Schnee und gingen zum Gipfelkreuz. Die Aussicht war toll! Es war zwar etwas diesig, aber der Blick war trotzdem traumhaft.

Angekommen am Ziel beschlossen wir, dass wir jetzt hier bleiben würden, bis jemand anderes kommen würde. Wir nutzten die ruhige Zeit, als wir noch zu zweit waren, zum Fotos machen und begannen dann mit unserer Brotzeit. Nach einer knappen halben Stunde hörten wir dann Stimmen und als wir uns umdrehten, sahen wir den sehr erleichterten Thomas und den kompletten Rest der Gruppe.

Die vorderste Gruppe war falsch abgebogen, hatte die Umleitung übersehen, als sie das bemerkt hatten (allein beim Blick auf den „normalen“ Weg hatte man schon umgestürzte Bäume gesehen, als wir dort vorbeigewandert waren), sind sie wieder zurückgelaufen und dann auf die anderen gestoßen. Bei einer kleinen Pause ist ihnen dann aufgefallen, dass zwei Leute fehlten. Das waren wir ;-). Zum Glück gibt’s aber nur einen Gipfel des Großen Falkensteins im Bayerischen Wald und so hatten wir wieder zueinander gefunden und wir hatten alles richtig gemacht. Nach einer ausgiebigen Pause liefen wir wieder los und machten uns auf den Heimweg.

Dabei kamen wir durch „toten“ Wald. Hier war viel durch den Borkenkäfer zerstört worden und da hier auch dagegen angekämpft werden musste, waren nur noch Reste der Bäume da. Das Holz durfte im Nationalpark liegen gelassen werden, auch wenn viele das nicht verstehen konnten, schließlich wäre der Rohstoff wertvoll. Aber die Biomasse hilft, um dem Ziel eines Urwalds und unberührter Natur wenigstens etwas näher zu kommen.

Wir wanderten eine ganze Weile durch Schnee und „toten“ Wald und kamen dann zu einer lichten Stelle, den Ruckowitzschachten. Dabei handelt es sich um ehemalige Weideflächen. Thomas erklärte uns, dass der Name von „Ruckawies“ kommt, dem „Bergrücken“. Man überlegt auch, hier wieder Kühe zum Weiden hochzutreiben, was vielleicht schon bald passieren wird.

Nach diesem letzten Stopp wanderten wir noch etwa eine Stunde zurück ins Wildniscamp. Dort räumten wir die Schneeschuhe auf und waren glücklich, dass das Wetter trotz schlechter Vorhersage so gut war. Es war eine sehr gelungene Abschlusswanderung. Und dann ging’s auch schon wieder nach Hause.

Liebe Grüße,
Sabine 🙂

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