Hallo zusammen!
Es gibt so Tage, an denen Kleinigkeiten zum Strahlen bringen. Da weiß man gar nicht genau, warum man so glücklich ist und trotzdem könnte man die Welt umarmen. Dieses Gefühl hat heute der zweite Besuch in Porvoo bei mir ausgelöst und hält immer noch an.
Heute Morgen bin ich in Viikki wieder in den Bus nach Porvoo gestiegen, um meinen zweiten „Erasmus in Schools“-Besuch zu machen. Vorletzte Woche war ich das erste Mal dort, heute das zweite und leider auch letzte Mal.
Nachdem ich in Porvoo angekommen war, fühlte ich mich schon sehr vertraut. Ganz selbstverständlich lief ich zur Schule und ging zum Lehrerzimmer. Dort traf ich die Deutschlehrerin Leena und wir planten den Tag: Deutsch, Bio, Deutsch.
In der ersten Deutschklasse warteten fünf schüchterne Jugendliche auf mich. Ich stellte mich vor und lachte in die Runde, nun sollten sie mir Fragen stellen. Das lief wie schon gewohnt sehr sehr zögerlich ab. Daher drehte ich die ganze Sache um: Ich stellte ihnen Fragen und genau wie letztes Mal kam das Gespräch so ins Rollen. Nachdem ich dieses Mal auch Bilder dabei hatte und ihnen so meine Familie vorstellen konnte, lief das ganz gut.
Als nächstes stand Bio auf dem Programm. Das fand in den Containerklassenzimmern vor der Schule statt. Es war wieder eine Stunde, um das finnische Schulsystem kennenzulernen. Und zu Bio durfte ich deshalb, weil es in der Schule eins meiner Lieblingsfächer war. Thema waren die Bewohner des Seegrundes. Zuerst wurde ein Test vom letzten Mal zusammen gelöst und dann gab’s Präsentationen der Schüler. Als mir die Lehrerin dann noch erklärte, dass sie mit der Klasse am See war und sie dort die Tiere gesucht und identifiziert hatten, wurde mir doch wieder bewusst, dass der Unterricht hier anders ist als in Deutschland. Dann erklärte sie mir auch, dass sie, sobald sie wieder im Schulgebäude sind, einen Hummer auseinander nehmen werden, um dessen Aufbau kennenzulernen. Man muss dazu sagen, dass dafür Tiere genommen werden, die Fischer oder Händler normalerweise wegwerfen würden. Zum Schluss unterhielt ich mich noch mit der Lehrerin über die grausame Vogeljagd in den südlichen Ländern wie Zypern, Spanien und Co.
Als nächstes traf ich mich wieder mit Leena. Zuerst gingen wir in den Kochunterricht, denn da wurde passend an dem Tag Deutsch gekocht und ich konnte begutachten, wie Deutscher Kartoffelsalat in Finnland aussieht.
Nun kam auch schon die letzte Unterrichtsstunde. Ich kam zu acht Deutschschülern ins Klassenzimmer und die Lehrerin verschwand dann auch wieder und lies mich mit ihnen alleine. Das war eine gute Idee. Am Anfang war das Gespräch zwar auch wieder sehr zögerlich, nach ein bisschen kennenlernen und direktem Ansprechen lief es aber super. Und so bekam ich erklärt, wie Weihnachten in Finnland gefeiert wird, wann der nächste Weihnachtsmarkt in Porvoo stattfindet und was man da typischerweise kauft.
Bevor ich mich dann wieder auf den Heimweg machte, gingen Leena und ich noch zum Mittagessen. Wir unterhielten uns über Deutschland, das Schulsystem und ihre Tochter, die gerade ein Auslandssemester in Wien macht. Nach all den sehr positiven Eindrücken fragte ich die Deutschlehrerin, ob sie denn schon mal eine deutsche Schule besucht habe und was sie davon halte. Die Antwort war ganz eindeutig: Altmodisch. Die Disziplin schätze sie zwar, aber trotzdem wirke es sehr konservativ. Das führte auch gleich zum Gespräch über die starke Distanz zwischen Lehrer und Schüler, die in Deutschland herrscht, im Vergleich zu Finnland, wo das nicht der Fall ist.
Es war wieder ein sehr spannender interessanter Besuch. Nun habe ich einen noch besseren Einblick in das finnische Schulsystem, habe gesehen, dass Schule mit viel praktischer Arbeit und Gruppentätigkeit am besten funktioniert und, dass die Distanz zwischen Lehrer und Schüler nicht so groß sein muss, wie es in Deutschland der Fall ist. Zudem habe ich mit den Lehrern sehr interessante Gespräche geführt und bin sehr froh, diesen Teil des finnischen Lebens auf diese Weise kennengelernt zu haben. Ein Stück mehr Finnland, das ich erkundet habe :-).
Liebe Grüße,
Sabine 🙂