ALICE: Die ersten Treffen

Hallöchen!

Nachdem die ersten ALICE Treffen schon hinter mir liegen, will ich davon berichten. Wir haben uns bisher drei bzw. fünf Mal getroffen.

1. Treffen: Do. 22.09. (zwei Stunden)
Für das erste Treffen haben wir uns am Abend am Bahnhof verabredet, um von dort aus zu einem Ort zu gehen, wo wir plaudern konnten. Louna führte mich zu einem Café in der Nähe der Uni, das erst vor kurzem nach einer Renovierung wieder geöffnet hatte. Als wir drinnen waren, holten wir uns zwei Tee und setzten uns an einen Tisch. Louna war etwas enttäuscht von der Renovierung, da das Café viel der Gemütlichkeit verloren hat, die es vorher hatte. Es war zu modern geworden.
Dann fingen wir an zu reden. Sie erzählte, wie viel Deutsch sie kann, was sie sich vom Tandem erwartet und schnell waren wir beim Thema „schüchterne Finnen“. Finnen sind Fremdsprachentalente. Die meisten sprechen fließend Finnisch, Schwedisch und Englisch und dazu kommt meist noch eine Reihe anderer Sprachen wie Deutsch, Französisch, Spanisch oder auch Russisch. Allerdings sind die Finnen Perfektionisten, wenn es um ihre Sprachkenntnisse geht. Das heißt, dass eine Sprache nur dann gesprochen wird, wenn man sie auch perfekt kann. Daher würde Louna nie in der Gesellschaft mit Leuten Deutsch sprechen, sondern nur in dieser vertrauten Atmosphäre des Tandems.
Dabei kamen wir auch auf die Unterschiede zwischen Finnen und Deutsche zu sprechen und das Hauptthema war nach wie vor, die guten Fremdsprachenkenntnisse der Finnen bzw. der Finnen aus Helsinki verglichen mit denen der Deutschen.
Der zweite Punkt war dann, dass wir uns überlegten, wie wir das Tandem angehen sollten. Da Louna Anfang November für drei Monate nach Australien geht, haben wir nicht viel Zeit, um die Anforderungen von ALICE zu erfüllen. Mit zwei Mal wöchentlichem Treffen und einem längeren Ausflug sollte das aber machbar sein. Mit zwei neuen Terminen für die kommende Woche verabschiedeten wir uns.

(2. Treffen: Fr. 23.09.)

An diesem Tag sollten wir uns eigentlich mit unserem Koordinator treffen, um alles Weitere zu besprechen. Als wir endlich sein Büro gefunden hatten, saßen wir davor und warteten. Als er auch nach zwanzig Minuten noch nicht da war (und die Finnen sind ebenso pünktlich wie die Deutschen, abgesehen davon ist unser Koordinator Deutscher), gingen wir wieder. Danach hatte sich herausgestellt, dass er uns eine Woche früher eingetragen hatte. Der neue Termin wurde für eine Woche später ausgemacht.

3. Treffen: Di. 27.09. (zwei Stunden)

Treffpunkt war auch dieses Mal wieder der Hauptbahnhof, von wo aus wir in ein Caféhaus gingen, Kaffee bestellten und uns dann an einen Tisch saßen. Zuerst erzählten wir von unserem Tag und vom Wochenende und gaben beide zu, dass wir müde von einem langen anstrengendem Tag waren. Dann ging das Gespräch aber bald zu anderen Themen über.
Zuerst unterhielten wir uns über Theater, Kino, Ballett und Oper. Die Finnen gehen hier sehr gerne ins Theater und vor allem im Sommer ist das sehr beliebt. Louna erzählte auch, dass sie Ballett sehr gerne mag, aber nicht so oft hingehen kann, weil es so teuer sei. Wir verglichen die kulturellen Ausflugsmöglichkeiten in Helsinki und München und stellten fest, dass es auch hier Unterschiede gab.
Damit kamen wir auch bald wieder zum Thema Preise. Am Kinotag kostet das Kino hier „nur“ acht Euro, während es sonst zwischen zwölf und vierzehn Euro kostet. Und das, obwohl hier wie auch im finnischen Fernsehen nicht synchronisiert wird, es gibt nur Untertitel. Das ist vermutlich einer der Hauptgründe, warum die Finnen so perfektes Englisch sprechen.
Das einzige, was hier wirklich günstiger ist, sind die Handynetze. Und damit waren wir auch beim Thema Handy, Internet und Co., sprachen über MacBook und Computer.
Nach diesem ersten komplett deutschen Teil ging es über zum Finnischen. Ich packte meine Finnischsachen aus und wir übten die Aussprache. Ich konnte Dinge fragen, die Louna oft damit beantwortete, dass es einfach so ist, wie es ist ;-). Wir übten das Grüßen, wie man sich vorstellt und was es mit den Endungen „-lainen“ bzw. „-läinen“ und „-ssa“ bzw. „-ssä“ auf sich hat. Beim Konjugieren kamen wir auch auf das Thema siezen bzw. duzen. In Finnland wird der Unterschied kaum mehr benutzt und es gilt mittlerweile als seltsam, wenn man siezt, was aber früher ganz normal war. Wir diskutierten, ob es so eine Entwicklung wohl auch in Deutschland geben würde. Nachdem das Café dann schloss, packten wir unsere Sachen und verabschiedeten uns bis zum nächsten Tag.

4. Treffen: Mi. 28.09. (zwei Stunden)

Unser viertes Treffen war mehr oder weniger zweigeteilt. Getroffen haben wir uns im Unicafé in Viikki, nachdem es da aber immer voller wurde, sind wir zu mir gefahren. Dieses Mal war es wieder ein sehr interkulturelles Treffen, was heißt, dass wir uns über die Unterschiede zwischen Deutschland und Finnland unterhalten haben.
Das erste Thema war das Bildungssystem, wir haben sowohl über die Schule als auch über die Universität gesprochen. Louna hat mir erklärt, wie schwierig es hier ist, einen Platz für Jura zu bekommen und, dass dafür eine extra Prüfung notwendig sei, auf die man sich mit teuren Büchern und Lehrern vorbereiten muss. Meistens nicht nur einmal. Interessant war auch, dass die Finnen in der Regel später mit dem Studium beginnen als wir Deutschen. Die Entscheidung zum Abitur fällt hier auch erst in der neunten Klasse. Louna konnte es gar nicht glauben, als ich ihr erzählte, dass ich schon nach der vierten Klassen auf’s Gymnasium wechselte.
Das zweite Thema war dann Dialekte, Familie und Reisen. Ich habe ihr natürlich erklärt, was Bayerisch ist und welche Dialekte es in Deutschland gibt. Auch in Finnland gibt es Dialekte, Lounas Eltern sprechen zum Beispiel zwei unterschiedliche. Wobei es in Deutschland wohl etwas ausgeprägter ist als hier in Finnland.
Dann haben wir über unsere Familie gesprochen. Dazu zeigte ich Louna Bilder von Deutschland, wobei wir vor allem Bilder von einem Familienausflug in Regensburg angesehen haben.
Danach kamen wir zum Thema Reisen. Wir haben über die Unterschiede der einzelnen Länder gesprochen und vor allem auch über London. Und nicht zu vergessen: Bei ihr geht es ja schon bald nach Australien :-).

(5. Treffen: Fr. 30.09.)

Das „fünfte“ Treffen war das mit unserem Betreuer, wo wir den „ALICE-Vertrag“ unterschrieben und damit bestätigten, dass wir uns regelmäßig treffen. Daneben gab er uns unendlich viele Tipps, wie wir die Treffen am besten gestalten können. Nun weiß ich zum Beispiel, dass es hier in Helsinki ein deutsches Restaurant, eine deutsche Bäckerei und ein österreichisches Café gibt ;-). Er empfohl uns einen Kinofilm („Wer, wenn nicht wir“), der bald auf Deutsch mit finnischen Untertiteln in Helsinki zu sehen sein wird, gab uns eine DVD mit („Der Vorleser“), die wir uns gemeinsam ansehen können und erklärte uns, wie wir Themen wie Kunst, Musik, Studium, Hobbys, Politik und Co. in unser Tandem einbauen können. Es gab auch ganz interessante Tipps, wie Spiele spielen oder gemeinsam kochen. Nachdem wir dann die problematische Situation geklärt hatten, dass wir unser Tandem innerhalb eines Monats schaffen müssen, gingen wir auch schon wieder nach Hause.

Das Tandem hat gut gestartet und die nächsten Treffen sind schon ausgemacht. Wir wollen HEUREKA besuchen, die DVD gemeinsam schauen und haben alle Termine schon fest eingetragen. Ich bin gespannt, ob ich dadurch neben dem kulturellen Austausch auch mein Finnisch ausbauen kann.

Liebe Grüße,
Sabine 🙂

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