Tag 5: Weiter und immer weiter…

Muuuuuuh! Muuuuuuuuuh! Muuuuh! Da will aber jemand dringend gemolken werden ;-). Mit einem Lächeln wachte ich nach dieser ruhigen und ziemlich kühlen Nacht auf. Schnell zogen wir uns warm an und freuten uns auf das Frühstück, das wir draußen auf der Terrasse bekommen würden. Ein letztes Mal trank ich die leckere Bauernmilch und dann mussten wir uns auch schon von unserem Zimmer verabschieden. Dabei kam ein letztes Schmunzeln beim Blick auf unsere Dusche – neben dem Nachtkästchen, verkleidet mit Stoff steht sie einfach so im Schlafzimmer wie ein ganz normales Möbelstück. So wie in den guten alten Zeiten ;-). Etwas wehmütig war ich dann schon, weil ich mich doch so wohl fühle auf dem Bauernhof…
Aber weiter ging’s und das Ziel für diesen Tag lautete: „Auf nach Neuötting!“ oder „Nur noch 130 Kilometer bis zum Ziel!“
Das Wetter war anfangs sehr schön, wurde aber immer nebliger, um so näher wir Rosenheim kamen. Dank Pulli und Jacke war auch das kein Problem und wir radelten am Inn entlang.

Die Landschaft war hier nicht sonderlich spannend. Auf der einen Seite der Inn, auf der anderen Bäume und sonst nichts. Bis Rosenheim blieb das auch so und wir waren schon etwas gelangweilt. Da kam dann aber eine nette Überraschung, weil der Innradweg direkt in den Außenbereich des Innmuseums führt. Dort mussten wir eine Müsliriegelpause einlegen, um uns darüber zu informieren, dass die Leute auch früher schon verschwenderisch waren, indem sie Einwegplätten bauten. Auch wenn die Begründung, dass ein Transport der Plätten flußaufwärts nicht funktionierte, Sinn macht ;-).

Zu lange blieben wir aber nicht und fuhren durch Rosenheim durch und waren schon bald wieder am Inn. Der Nebel war mittlerweile weg, die endlos langen Geraden am Fluss entlang ohne Abwechslung aber leider nicht. Die begleiteten uns noch kilometerweit, bis es irgendwann nicht mehr ganz so weit bis Wasserburg war. Dort wollten wir Pause machen. Allerdings kam etwa zehn Kilometer davor eine Überraschung. Eine Steigung! Ein Hügel! Bergauf! Die Beine waren zwar schon müde, aber es machte Spaß, wieder ein wenig Herausforderung zu haben und durch das hügelige Bauernland zu fahren. Und es blieb nicht bei diesem einen Hügel, immer wieder ging’s bergauf, bergab und wieder hoch und runter. Auch wenn der Tacho schon sechzig Kilometer anzeigte, hatte ich komischerweise immer noch genug Energie. Und dann war es auch endlich so weit, wir fuhren in die Altstadt von Wasserburg und machten nach 65 Kilometern Mittagspause.

Zu diesem Zeitpunkt war uns noch nicht klar, dass wir nochmal genauso weit fahren mussten. Wir vermuteten ursprünglich, nach hundertzwanzig Kilometern schon am Ziel zu sein. Gut gestärkt stiegen wir nach unserer Mittagspause wieder auf die Räder, fuhren wieder bergauf und hatten dann einen schönen Blick auf die Stadt. Wasserburg war mit seiner typischen Inn-Salzach-Bauweise wirklich einen Besuch wert.
Auch der Weg nach Mühldorf bot Steigungen und Gefälle und an diesem Tag war das genau das Richtige, nach der langen öden Strecke am Fluss entlang. Seltsamerweise musste ich feststellen, dass ich richtig Spaß dran hatte, mich erst einen Hügel hoch zu quälen, um dann das runterfahren wieder zu genießen.

Die Hügel zogen sich noch bis Mühldorf und ab da kannte ich mich auch wieder aus. Der weitere Weg sollte von Mühldorf hinaus über Töging nach Neuötting führen. Mittlerweile hatten wir die hundert auf dem Tacho auch schon überschritten. Zwischen Mühldorf und Töging lief es noch ganz gut, aber dann verließ uns ziemlich schnell die Motivation. Zum Einen kannte ich die Gegenden hier schon mehr, als man sie durch den Radweg auch nur erahnen konnte und zum Anderen wurde es mit jedem Kilometer anstrengender. Irgendwie ist es kaum zu glauben, dass man dann doch so schnell merkt, dass man erschöpft ist. Die Kilometer zogen sich zum Schluss ganz schön und bei Kilometer hundertzwanzig waren wir gerade mal in Töging. Kilometer für Kilometer legten wir zurück und treteten noch schneller in die Pedale. Und dann war’s endlich geschafft! Wir standen überglücklich am Ziel, waren in Neuötting angekommen und wurden herzlich begrüßt. Wir sahen zwar „etwas“ fertig aus – was wir von allen Familienmitgliedern bestätigt bekamen 😉 – aber eine Dusche, ein Stück Maulwurfkuchen und eine kleine Gemüsepfanne brachten wieder etwas Leben in uns. Früh fielen wir sehr müde ins Bett und hatten uns den kommenden Tag Pause somit wirklich verdient. Nach fünf Tagen durchradeln war das auch nötig und wir konnten am nächsten Tag den weiteren Streckenverlauf besser planen.

Hinterlasse eine Antwort

Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.