Archiv für die Kategorie ‘Inn-Donau-Radweg’

Tag 7: Der letzte Tag auf dem Innradweg

Dienstag, 21. September 2010

Wieder wurden wir vom Wecker geweckt, um rechtzeitig zur letzten Etappe des Innradweges aufzubrechen. Über hundert Kilometer waren es bis Passau, bis der Inn in die Donau fließt (wenn es auch Gerüchte gibt, dass die Donau in den Inn fließt und nicht umgekehrt ;-)) und wir uns dann auf dem Donauradweg weiterbewegen würden.
Wir frühstückten viel und tankten somit ausreichend Energie, damit es wieder weitergehen konnte. Früh verabschiedeten wir uns und radelten zum Inn, um wieder auf den Innradweg zu stoßen.
Das Wetter war wunderschön, die Sonne schien und der Himmel war blau. Der nun schon recht alte und stattliche Inn lag ruhig neben uns und wir radelten nach Marktl. Diesen Weg kannte ich schon, da ich im Mai den Innradweg nach dem 7-Kirchen-Radweg genutzt hatte, um wieder heimzukommen.

Die Landschaft war schön und es war am Morgen noch angenehm ruhig. So fuhren wir vorbei an Marktl und Stammham und kamen dabei auch immer mal weg vom Inn und hatten so eine sehr abwechslungsreiche Landschaft. Angekommen in Simbach, legten wir die erste Pause ein und wurden mit Pfannkuchen für die nächsten Kilometer gestärkt. Nun befanden wir uns im Europareservat Unterer Inn und fuhren auf der österreichischen Seite weiter. Die Strecke war schön und abwechslungsreich, die Landschaft sehr natürlich. Als wir aber in Obernberg auf die deutsche Seite wechselten, wurde es etwas eintönig. Wie schon die Tage zuvor, gab es wieder ein endlos langes Stück mit dem Inn rechts neben uns und ein paar Bäumen links neben uns. Dafür wurden wir aber später mit einem schönen Ausblick von einem Aussichtsturm belohnt.

Den nächsten Stopp legten wir kurz vor Passau ein, wechselten wieder auf die österreichische Seite und besuchten Schärding. Eine Stadt mit barockem wunderschönen Stadtplatz, die zum Verweilen einlädt. Zu lange blieben wir aber nicht und fuhren weiter, um die letzten Kilometer bis nach Passau zurückzulegen.

Bis Wernstein blieben wir auf der österreichischen Seite. Dort konnten wir aber nicht mehr weiterfahren, weil mitten auf der Straße ein Zelt stand und die Wernsteiner sich auf einen feucht-fröhlichen Abend vorbereiteten. Somit wechselten wir wieder auf die deutsche Seite nach Neuburg am Inn und fuhren die letzten Kilometer bis Passau.

Überglücklich kamen wir in die Stadt hinein, vorbei an der Uni (da kamen schöne Erinnerungen an das Informatik-Sommercamp) und waren dann endlich angekommen. Der Innradweg war damit zu Ende! Der kleine reißende Inn aus der Schweiz fließt in Passau ruhig und um ein Vielfaches breiter in die Donau und damit hatten wir meinen Heimatfluss vom Beginn bis zum Ende begleitet.

Nun mussten wir die Radlpension suchen, feststellen, dass man doch nicht in jeder Pension Handtücher bekommt, dass ein T-Shirt diesen Dienst auch erfüllen kann, unser Zimmer bis Viertel vor neun hell erleuchtet war, dann aber zum Glück die Lichter auf der Straße ausgingen und niederbayerische Käsespätzle wahnsinnig gut schmecken.

Der Innradweg war zu Ende und wir lagen zufrieden in unseren Betten. Am nächsten Tag würde der Donauradweg beginnen :-).

Tag 6: Pause!

Dienstag, 21. September 2010

Vorsichtig blinzelte ich und erspähte das erste Sonnenlicht, das durch’s Fenster schien, meine Beine schmerzten wieder und das Bett war noch so gemütlich. Dann wurde mir aber bewusst, dass ich mich nochmal umdrehen konnte. Diesen Tag hatten wir für’s Wäsche waschen, Donauradweg planen und entspannen reserviert.

Nachdem ich zum zweiten Mal aufgewacht war, entschieden wir uns, am Morgen frühstücken zu gehen. Wir bestellten ein leckeres großes Frühstück und überlegten, wie wir die kommenden Tage verbringen wollten. Geplant waren vier weitere Tage: Den Innradweg zu Ende fahren bis Passau und den Donauradweg bis Wien in drei Etappen zu fahren. Wieder daheim buchten wir die Radlpension in Passau für den nächsten Abend und legten uns ansonsten nicht weiter fest.

Der Rest des Tages war entspannt. Wir fuhren (mit dem Radl ;-)!) nach Altötting und zündeten für die Bäuerin aus Kiefersfelden zwei Kerzen an, besorgten uns Reiseproviant für die nächsten Tage und gönnten uns einen Eisbecher. Wieder etwas gestärkt und mit etwas entspannteren Beinen ging der Tag zu Ende.

Die nächsten vier Tage durchradeln standen nun auf dem Programm :-)!

Tag 5: Weiter und immer weiter…

Montag, 20. September 2010

Muuuuuuh! Muuuuuuuuuh! Muuuuh! Da will aber jemand dringend gemolken werden ;-). Mit einem Lächeln wachte ich nach dieser ruhigen und ziemlich kühlen Nacht auf. Schnell zogen wir uns warm an und freuten uns auf das Frühstück, das wir draußen auf der Terrasse bekommen würden. Ein letztes Mal trank ich die leckere Bauernmilch und dann mussten wir uns auch schon von unserem Zimmer verabschieden. Dabei kam ein letztes Schmunzeln beim Blick auf unsere Dusche – neben dem Nachtkästchen, verkleidet mit Stoff steht sie einfach so im Schlafzimmer wie ein ganz normales Möbelstück. So wie in den guten alten Zeiten ;-). Etwas wehmütig war ich dann schon, weil ich mich doch so wohl fühle auf dem Bauernhof…
Aber weiter ging’s und das Ziel für diesen Tag lautete: „Auf nach Neuötting!“ oder „Nur noch 130 Kilometer bis zum Ziel!“
Das Wetter war anfangs sehr schön, wurde aber immer nebliger, um so näher wir Rosenheim kamen. Dank Pulli und Jacke war auch das kein Problem und wir radelten am Inn entlang.

Die Landschaft war hier nicht sonderlich spannend. Auf der einen Seite der Inn, auf der anderen Bäume und sonst nichts. Bis Rosenheim blieb das auch so und wir waren schon etwas gelangweilt. Da kam dann aber eine nette Überraschung, weil der Innradweg direkt in den Außenbereich des Innmuseums führt. Dort mussten wir eine Müsliriegelpause einlegen, um uns darüber zu informieren, dass die Leute auch früher schon verschwenderisch waren, indem sie Einwegplätten bauten. Auch wenn die Begründung, dass ein Transport der Plätten flußaufwärts nicht funktionierte, Sinn macht ;-).

Zu lange blieben wir aber nicht und fuhren durch Rosenheim durch und waren schon bald wieder am Inn. Der Nebel war mittlerweile weg, die endlos langen Geraden am Fluss entlang ohne Abwechslung aber leider nicht. Die begleiteten uns noch kilometerweit, bis es irgendwann nicht mehr ganz so weit bis Wasserburg war. Dort wollten wir Pause machen. Allerdings kam etwa zehn Kilometer davor eine Überraschung. Eine Steigung! Ein Hügel! Bergauf! Die Beine waren zwar schon müde, aber es machte Spaß, wieder ein wenig Herausforderung zu haben und durch das hügelige Bauernland zu fahren. Und es blieb nicht bei diesem einen Hügel, immer wieder ging’s bergauf, bergab und wieder hoch und runter. Auch wenn der Tacho schon sechzig Kilometer anzeigte, hatte ich komischerweise immer noch genug Energie. Und dann war es auch endlich so weit, wir fuhren in die Altstadt von Wasserburg und machten nach 65 Kilometern Mittagspause.

Zu diesem Zeitpunkt war uns noch nicht klar, dass wir nochmal genauso weit fahren mussten. Wir vermuteten ursprünglich, nach hundertzwanzig Kilometern schon am Ziel zu sein. Gut gestärkt stiegen wir nach unserer Mittagspause wieder auf die Räder, fuhren wieder bergauf und hatten dann einen schönen Blick auf die Stadt. Wasserburg war mit seiner typischen Inn-Salzach-Bauweise wirklich einen Besuch wert.
Auch der Weg nach Mühldorf bot Steigungen und Gefälle und an diesem Tag war das genau das Richtige, nach der langen öden Strecke am Fluss entlang. Seltsamerweise musste ich feststellen, dass ich richtig Spaß dran hatte, mich erst einen Hügel hoch zu quälen, um dann das runterfahren wieder zu genießen.

Die Hügel zogen sich noch bis Mühldorf und ab da kannte ich mich auch wieder aus. Der weitere Weg sollte von Mühldorf hinaus über Töging nach Neuötting führen. Mittlerweile hatten wir die hundert auf dem Tacho auch schon überschritten. Zwischen Mühldorf und Töging lief es noch ganz gut, aber dann verließ uns ziemlich schnell die Motivation. Zum Einen kannte ich die Gegenden hier schon mehr, als man sie durch den Radweg auch nur erahnen konnte und zum Anderen wurde es mit jedem Kilometer anstrengender. Irgendwie ist es kaum zu glauben, dass man dann doch so schnell merkt, dass man erschöpft ist. Die Kilometer zogen sich zum Schluss ganz schön und bei Kilometer hundertzwanzig waren wir gerade mal in Töging. Kilometer für Kilometer legten wir zurück und treteten noch schneller in die Pedale. Und dann war’s endlich geschafft! Wir standen überglücklich am Ziel, waren in Neuötting angekommen und wurden herzlich begrüßt. Wir sahen zwar „etwas“ fertig aus – was wir von allen Familienmitgliedern bestätigt bekamen 😉 – aber eine Dusche, ein Stück Maulwurfkuchen und eine kleine Gemüsepfanne brachten wieder etwas Leben in uns. Früh fielen wir sehr müde ins Bett und hatten uns den kommenden Tag Pause somit wirklich verdient. Nach fünf Tagen durchradeln war das auch nötig und wir konnten am nächsten Tag den weiteren Streckenverlauf besser planen.

Tag 4: Zurück nach Deutschland!

Freitag, 17. September 2010

Nach einer durchgeschlafenen herrlich angenehmen Nacht wachten wir in Zirl auf und freuten uns auf’s Frühstück. Auch wenn die Beine beim Aufstehen protestierten, war das kein Grund, noch länger liegen zu bleiben. Schließlich war das die erste Nacht, die ich richtig gut geschlafen hatte. So gingen wir gut ausgeruht zum Frühstück, tankten Energie für die nächsten Kilometer und planten den Tag. Da wir dieses Mal an Jenbach vorbeikommen würden, wollten wir mit der Zahnradbahn zum Achensee fahren. Bis dahin waren es aber um die sechzig Kilometer, die wir ohne Pause durchfahren wollten.

Voller Vorfreude packten wir wiederum unsere Taschen – wenn ich es auch immer noch nicht geschafft hatte, das so zu machen, dass ich nicht jedes Mal alles wieder ausräumen musste 😉 – und es konnte losgehen.

Erstes Zwischenziel war das etwa zehn Kilometer entfernte Innsbruck. Dort kamen wir auch schon sehr bald an und hatten wieder das „Stadtproblem“. Auf der Karte schien es so einfach, aber es dauerte doch wieder eine Weile, bis wir den richtigen Weg gefunden hatten. Dafür konnten wir auch mehr von der Stadt sehen ;-).

Schließlich fuhren wir zum Schluss noch am Olympischen Dorf vorbei und hatten die Stadt dann auch schon wieder verlassen. Allerdings mussten wir schon sehr bald feststellen, dass der heutige Tag neben dem Inn auch von der Inntal-Autobahn geprägt sein würde. Fast immer hatten wir sie im Blick und wenn wir sie nicht sehen konnten, war sie auf jeden Fall zu hören. Mittlerweile war der Inn auch schon sehr angewachsen und ziemlich breit.

Auch wenn man die Berge noch immer im Hintergrund hatte und die Wege eigens für die Radfahrer da waren, war es landschaftlich nicht mehr so schön, wie die letzten Tage. Trotzdem genossen wir es, wenn es ruhiger war oder wir durch Apfelbaumplantagen fuhren. Empfehlenswert ist auch ein Blick in die Stadt Schwaz. Dort besorgten wir uns Verpflegung für den Tag und bereuten es nicht, in den Stadtplatz reingefahren zu sein. Eine sehr gemütliche und schöne Stadt und wenn es später gewesen wäre, hätte ich dort gerne eine Pension gesucht.

Kurz danach kam aber schon Jenbach und damit leider auch eine Enttäuschung. Auf die Achenseebahn hätten wir zwei Stunden warten müssen und das war uns zu lange. Wenn man noch Kraft hat, der Tacho die hundert noch nicht erreicht hat und es erst Mittag ist, dann ist der Ehrgeiz einfach größer. Daher fuhren wir etwas enttäuscht weiter, machten an einer ruhigeren Stelle am Inn Pause und planten, an diesem Tag doch noch die deutsche Grenze zu überqueren.
So radelten wir motiviert weiter und freuten uns schon auf den Erfolg, noch am selben Tag nach Deutschland zu kommen. Auch wenn es zwischendurch eine unendlich lange Gerade gab, wie sie in obigem Bild zu sehen ist, war’s ansonsten zum Glück ganz schön und abwechslungsreicher.

Langsam kam dann auch der Moment näher, an dem wir Kufstein erreichten. Die Festung ragte stolz über der Stadt und wir konnten sie schon von Weitem sehen und freuten uns, so weit gekommen zu sein. Zudem war die Wegführung in Kufstein optimal, da man die ganze Zeit am Inn entlang radelte und nicht in die Stadt musste. Nun stellte sich auch schon die Frage nach dem Quartier und nachdem Deutschland unser Ziel war, wollten wir in Kiefersfelden übernachten.

Nach dem Überqueren der Grenze waren wir auch schon in Kiefersfelden. Dort angekommen suchten wir die Tourist-Information und bekamen ein Zimmer in einem Bauernhof vermittelt. Es war ein bisschen außerhalb Kiefersfeldens, dafür aber wunderschön. Vom Fenster aus sah man viel Grün, Bauernhöfe und Kühe ;-). Dazu gab’s am Abend noch einen Krug frischer Milch, von der ich mich gar nicht satttrinken konnte. Echte unbehandelte Bauernmilch schmeckt einfach zu gut :-). Nachdem wir gegessen hatten, fielen wir zufrieden ins Bett. Für den kommenden Tag mussten wir gut ausgeschlafen sein. Da stand die größte Etappe unserer Reise an.

Tag 3: Abschied von der unberührten Natur

Freitag, 17. September 2010

Live dabei im Rennen, man hört die Autos bremsen und um die Kurve fahren, die Fahrer fluchen und den Motor aufheulen… nur sitze ich komischerweise nicht auf der Zuschauertribüne, sondern liege im Bett. Vor unserer Pension ist eine von den Pfundser Einwohnern offenbar häufig genutzte Kreuzung. Sie wirkt nicht groß, aber das ist kein Hindernis, die ganze Nacht durch Autos zu hören. Zudem bekam ich die Nacht einfach kein Auge zu, ich war zwar erschöpft, aber nicht müde und beobachtete den Wecker, wie es ein Uhr und halb zwei und zwei… wurde. So schlief ich erst gegen drei Uhr morgens richtig ein – und wurde um halb sieben vom Motorenlärm wieder wach.

Wiederum eine nicht sehr entspannte Nacht, dafür fühlte ich mich aber erstaunlich frisch am Morgen. Wir genossen wieder ein leckeres Frühstück und planten, an diesem Tag beim Zammer Lochputz vorbeizuschauen. Laut Radführer war dieser direkt am Radweg, so dass wir direkt daran vorbeikommen sollten.

Wir verabschiedeten uns von Pfunds, überquerten ein letztes Mal die Innbrücke und fuhren durch das Turmhaus und machten uns auf den Weg Richtung Landeck. Kaum zu glauben, dass wir wieder durch die Stadt kommen würden, wo wir mit dem Bus abgeholt worden sind.

Die Landschaft war wieder herrlich. Den Großteil der Zeit fuhren wir auf Wegen abseits von Straßen und Städten und konnten die österreichischen Berge bestaunen, die uns umgaben. Immer wieder zeigte sich dazu der Inn, immer noch relativ klein, aber breiter als in der Schweiz.

Vor Landeck überquerten wir wieder eine dieser typischen Innnbrücken aus Holz und hatten eine wunderschöne Aussicht. Steigungen hatten wir an diesem Tag nur wenige und wenn dann auch nicht sonderlich steile. Schon bald sahen wir Schloss Landeck und erreichten so den Ort, wo wir vor zwei Tagen in den Bus umgestiegen waren.

Hier verlief der Innradweg direkt durch die Stadt. Die Beschilderung war etwas verwirrend und wir waren froh, als wir die Hauptstraße endlich verlassen hatten, die durch eine Baustelle noch überfüllter war als sonst. So kämpften wir uns langsam aus Landeck raus und um so weiter wir kamen, um so mehr fragten wir uns, wo denn nun der Zammer Lochputz sei. Zams liegt direkt hinter Landeck und das hatten wir schon fast hinter uns gelassen. Hinter jedem Hügel vermuteten wir erneut die Klamm, da war sie aber nie. Ein Stückchen später entdeckten wir dann eine Karte, die uns zeigte, dass der Zammer Lochputz auf der anderen Seite des Inns gewesen wäre… Zurückfahren wollten wir jetzt auch nicht mehr und so ging’s ohne Klamm weiter Richtung Innsbruck.

Leider kam nun auch die Inntal-Autobahn in Sicht. Zu lange nervte sie uns an diesem Tag aber noch nicht. Auch wenn die Natur immer mehr den Städten wich, umgaben uns immer noch Berge und die Wege verliefen abseits von Straßen. So kamen wir recht gut voran, radelten durch das Ötztal, vorbei an Stams und Telfs und näherten uns so Innsbruck. Da Innsbruck selber zum Übernachten um ein Vielfaches teurer war als Pensionen in der Umgebung, entschieden wir uns, in Zirl zu übernachten. Dort bekamen wir ein Zimmer im Haus Bergland und aßen abends lecker chinesisch, um den Tag abzuschließen. Diesmal hatten wir endlich eine Unterkunft fern von vielbefahrenen Straßen, Kirchenglocken und Bahngleisen und freuten uns auf eine entspannte Nacht.