Hallöchen zusammen!
Wenn man „Finnland“ hört, assoziiert man den Begriff mit „Das Land der tausend Seen“ und der finnischen Seenplatte. Was ist also naheliegender, als sich diese schöne Gegend anzusehen, wenn man sich schon in dem Land befindet? Ein Finne hat mir den Tipp gegeben, dass man das am schönsten in Punkaharju und Savonlinna kann, was allerdings vier Stunden Zugfahrt und damit etwa 350 Kilometer von Helsinki entfernt ist. Nachdem ich aber Bilder dieser wunderschönen Landschaft gesehen habe, stand schnell fest, dass ich da hin muss.
Ich suchte Zugverbindungen, Wanderwege und Sehenswürdigkeiten raus und erstellte einen Tagesplan. Dann versuchte ich mein Glück bei anderen Austauschstudenten und konnte tatsächlich drei Leute davon überzeugen, dass acht Stunden Zugfahrt und Aufstehen um kurz nach 5 Uhr morgens kein Problem sind ;-).
Und am Sonntag Morgen ging es dann in aller Frühe los. Zu dritt fuhren wir von Vuolukiventie zum Hauptbahnhof, wo wir uns dann alle trafen. Nachdem wir rausgefunden hatten, wie wir ein Studententicket kaufen konnten, warteten wir, bis unser Zug losfuhr und verließen damit um 07:12 Uhr Helsinki. Drei Stunden später stiegen wir in Parikkala um und erreichten mit etwas Verspätung (oder „geänderter Ankunftszeit“, wie die Finnen sagen) um kurz nach elf Lusto, was zu Punkaharju gehört. Zwischen Parikkala und Lusto waren wir schon mitten in der finnischen Seenplatte und hatten einen entsprechend fantastischen Ausblick. Es war das schönste Stück unserer Zugfahrt.
Lusto (Punkaharju)
In Lusto waren wir die einzigen, die aus dem Zug stiegen. Ein einsames altes Bahnhofsgebäude stand da und das war alles. Gleich daneben fanden wir dann aber eine Wanderkarte und noch ein Stückchen weiter tauchte das Forstmuseum Lusto auf, was noch besser war. Darin befindet sich die Touristeninformation, wo ich Flyer und eine Karte für uns holte, mich nach den Wandermöglichkeiten erkundigte und fragte, wie viel Zeit wir in etwa einplanen sollten.
Forstmuseum Lusto und die finnische Seenplatte
Und dann ging’s auch schon los. Mit einer Kombination aus Kultur- und Eskerwanderweg näherten wir uns der Natur immer mehr. Schon bald tauchte wieder Wasser auf und um so weiter wir kamen, um so schöner wurde es.
Wasser, Bäume, Natur 🙂
Wir wanderten durch den Wald und hatten zu unserer Seite immer wunderschöne Seen. Ganz alleine waren wir in dieser Gegend, die gesamte Zeit kam uns kein Mensch entgegen. Nur wir vier folgten den Pfaden, entdeckten Pilze und Herbstblätter und genossen die Natur.
Natürlich war die Landschaft auch wunderbar herbstlich. Als eine Windbrise kam, flogen viele gelbe Birkenblätter hinab, was in dieser Umgebung eine ganz besondere Stimmung gab. Es ist schwer, die Atmosphäre auf Bildern festzuhalten, man muss es einfach selbst gesehen und erlebt haben. Wie sehr man sich da doch auch so eine Sommercottage wünscht, wie sie die meisten Finnen haben. Ich persönlich wüsste nur nicht, für welchen Ort ich mich entscheiden sollte ;-).
Finnische Seenplatte – viel Wasser, viele Inseln, das wollte ich sehen 🙂
Und dann tauchte dieser Anblick auf. Es war genau das, was ich mir gewünscht hatte, was ich mir von diesem Ausflug erhofft hatte. Dieses Bild kennt man von Postkarten, von den Tourismusseiten der Städte der Seenplatte, von Bildbänden über Finnland, aber wirklich davor zu stehen ist nochmal ganz was anderes. Es war so angenehm ruhig, man hörte nur die Blätter rascheln und man steht auf einer Insel umgeben von herbstlich gefärbten Bäumen. Einfach unbeschreiblich schön!
Idyllische Landschaften, wir vier und: Alle Wege führen nach Lusto 😉
Und das blieb es auch weiterhin. Wir machten viele Fotopausen, aber das Beste war dann doch, einfach nur dazustehen und zu genießen. Allerdings kam dann auch die Frage auf, ob wir den geplanten Zug schaffen wollten. Nach etwas Überlegen entschieden wir uns dafür und suchten den Weg zurück. Verlaufen hatten wir uns hier nie, aber wir sind auch nicht immer dem Wanderweg gefolgt, sondern haben unsere Route nur etwas angepasst ;-). Und als dann das Schild mit 2,4 Kilometer nach Lusto kam, waren wir beruhigt und wussten, dass wir rechtzeitig zurückkommen würden – wenn auch in recht schnellem Tempo.
Ein letzter Blick
Dabei versuchten wir nochmal einen letzten Blick zu erhaschen, aber irgendjemand trieb dann schon an, weil die Züge nur alle zwei Stunden fahren. Daher ging es im Eiltempo zurück. Als wir dann am Bahnhof standen, gab es wieder eine „geänderte Abfahrtszeit“, die wir zur Mittagspause nutzten.
Savonlinna
Nachdem der Zug dann da war, hatten wir eine halbstündige Fahrt bis nach Savonlinna-kauppatori. Die Burg, die ich dort ansehen wollte, tauchte auf, kurz bevor wir am Bahnhof waren. Das Ziel war also schon gefunden. Savonlinna selber ist für meinen Geschmack zu groß. Die romantische Vorstellung von einer komplett natürlichen Landschaft geht eben spätestens dann verloren, wenn ein Touristenort entsteht – in diesem Fall Savonlinna.
Burg Olavinlinna
Nach dieser Feststellung ging es zur Burg Olavinlinna. Wir kamen an einem kleinen Hafen für Motorboote vorbei und hatten auch hier wieder viel Wasser um uns. Die Burg selber ist auf einer kleinen Insel und nur über eine Brücke zu erreichen, die speziell für Besuchszwecke ausgefahren wird.
Nun wollten wir die Burg auch besichtigen. Nachdem wir im Innenraum waren und uns die Räume ansehen wollten, mussten wir auch Eintritt zahlen. Als letzte bezahlte ich mein Ticket und die Kassiererin fragte mich dann, wo wir denn herkämen. „Germany and Spain“ war die Antwort. Dadurch bekamen wir eine deutsche und spanische Beschreibung zur Burg und dann das Angebot, dass eine Führung nur für uns vier gemacht wird – auf Englisch und im Eintrittspreis inbegriffen. Das war natürlich super :-).
Ausblick von der Burg
Zu viert wurden wir durch die Burgräume geführt, uns wurde die Geschichte erklärt, die Kapelle gezeigt und wir kamen sogar auf einen der Türme. Durch einen Brand war leider nichts mehr von der ehemaligen Inneneinrichtung erhalten. Auch die Malereien an den Wänden sind nahezu alle weg. Dafür hat die Burg selber eine interessante Bauweise mit teilweise sechs Metern dicken Wänden. Nach diesem interessanten Einblick hatten wir noch fünfzehn Minuten Zeit, um die Burg selber zu erkunden, bevor die Brücke eingefahren wurde. Die nutzten wir, um die beiden Innenhöfe anzusehen.
Burg, Insel auf der anderen Seite der Burg und ein Bild von da aus
Am Tor wartete dann schon ein Mann auf uns, damit er schließen konnte. Gerade noch rechtzeitig überquerten wir die Brücke, bevor wir als Burggefangene in Olavinlinna geblieben wären. Mein nächster Plan wäre eigentlich gewesen, noch eine andere Insel auf der anderen Seite der Stadt anzusehen. Als ich das erwähnte, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Schließlich waren wir schon eine Weile unterwegs und ständig auf den Beinen. Ein Zug früher war auch keine gute Idee, daher entschieden wir uns für die Nachbarinsel der Burg.
Ausblick beim Rückweg vom Umweg
Das Problem war nur, dass wir uns da ein bisschen verliefen. Wir mussten einen recht großen Bogen drehen, um wieder zurück ins Stadtzentrum zu kommen. Da war dann auch das Problem, dass an dem Bahnhof, wo wir ausgestiegen waren, der Automat nicht funktionierte. Also gingen wir weiter zum Bahnhof mit dem Namen „Savonlinna“. Das war trügerisch, da dieser noch kleiner war und dementsprechend gar kein Automat da war. Daher mussten wir dann doch die zusätzliche Gebühr zahlen, für das Kaufen der Tickets im Zug.
Um kurz nach elf kamen wir dann in Helsinki an und waren etwa eine Stunde später auch wieder zu Hause. Für mich war der Tag ein Highlight, hatte ich es doch wirklich zur Seenplatte geschafft. Und auch den anderen hat es gefallen. Allerdings muss ich das nächste Mal den Zeitplan etwas kürzer halten – nicht jeder hat genug Energie und Lust, den ganzen Tag unterwegs zu sein ;-).
Für mich steht auf jeden Fall fest, dass ich hier irgendwann im Sommer wieder hin muss und dann auch eine Sommercottage brauche. Alleine die Vorstellung, eine dunkle Nacht in kompletter Einsamkeit bei den Seen zu erleben, ist Grund genug. Und dann noch mit dem Boot über die Seen zu fahren wäre perfekt.
Aber jetzt genieße ich erst mal den finnischen Herbst :-).
Liebe Grüße,
Sabine 🙂