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Typisch Finnisch – typisch Deutsch?

Freitag, 21. Oktober 2011

Hallöchen!

Wie schon erwähnt mussten Louna und ich für ALICE als Abschluss ein Essay schreiben. Hier ist das Ergebnis:

Was ist eigentlich typisch Finnisch? Stellt man diese Frage in Deutschland, bekommt man als Antwort entweder nur ein Schulterzucken oder die Aussage, dass Finnland das beste Schulsystem und viele Seen hat. Manche fügen vielleicht noch hinzu, dass die Finnen sehr ruhige und zurückhaltende Menschen sind. Aber viel mehr weiß man in Deutschland nicht, die meisten Menschen haben kaum Assoziationen mit dem Land Finnland und erst recht nicht mit den Finnen selber.

Stellt man die umgekehrte Frage in Finnland, bekommt man schon genauere Antworten. Was ist typisch Deutsch? Oktoberfest, Bier und Brot. Freundlichkeit, Ordnung und Zuverlässigkeit. Hilfsbereitschaft und die deutsche Sprache. Nicht wenige Finnen sprechen Deutsch und die meisten haben auch eine Vorstellung von Deutschland und den Deutschen.

Wir fragen uns nun, sind diese Vorurteile richtig? Was ist typisch Deutsch oder Finnisch? Wie unterschiedlich sind wir eigentlich? Und woher kommt dieses einseitige Interesse?

Das erste, das man beim Kennenlernen eines Finnen (in Helsinki) feststellt, sind die guten Fremdsprachenkenntnisse. Sie sprechen nahezu perfektes Englisch und meist noch einige weitere Sprachen, wobei sie diese auch sehr gut beherrschen. Lounas Deutsch ist überraschend gut. Sie versteht fast alles, was wir im deutschen Gespräch sagen und hat einen erstaunlich großen Wortschatz. Trotzdem spricht sie nicht gerne Deutsch. Warum? Die Finnen sind ein bisschen schüchtern und das merkt man hier besonders. Obwohl die meisten die Fremdsprachen wirklich gut beherrschen, verwenden sie nur Finnisch und Englisch, aus Angst etwas Falsches zu sagen. Viel zu peinlich wäre es, einen Fehler zu machen.

In Deutschland findet man das nicht. In den Großstädten sprechen die meisten Englisch, aber hier gibt es im Können große Unterschiede und selbst wenn sie noch weitere Fremdsprachen beherrschen, sind die Kenntnisse oft nicht ausreichend. Ein Grund für dieses ungleiche Verhältnis ist sicherlich, dass die Finnen mit Fremdsprachen aufwachsen. Im Fernsehen ist vieles auf Englisch mit finnischen Untertiteln, ja sogar auf Deutsch. Die meisten lernen auch schon als Kind Schwedisch. Da Finnisch so anders ist im Vergleich zu anderen europäischen Sprachen ist die Leistung eine fremde Sprache zu lernen auch eine ganz andere.

Oben haben wir erwähnt, dass die Finnen schüchtern und zurückhaltend sind. Wir konnten das nicht feststellen. Sabine ist das weder bei Louna noch bei anderen Finnen aufgefallen. Das Verhalten könnte ebenso das der Deutschen widerspiegeln. Sicherlich war es auch von Vorteil, dass auch Sabine ein ruhiger Mensch ist, aber trotzdem merkt man die angebliche Verschlossenheit der Finnen nicht. Die existiert in Deutschland genauso. Der einzige Unterschied ist das sehr direkte Sprechen der Finnen. Wenn eine Aussage gemacht wird, steht sie so im Raum und wird akzeptiert. Im Deutschen erwartet man Zustimmung oder einen Kommentar, Schweigen würde hier als seltsam betrachtet.

Ein Grund, warum in Deutschland eine große Distanz zwischen den Menschen herrscht, ist sicherlich das Siezen. In Finnland wird jeder geduzt und man macht keine Unterscheidung. Dadurch herrscht zum Beispiel an der Universität ein viel vertrauteres Verhältnis zwischen Studenten und Dozenten. Während man in Deutschland nur selten näheren Kontakt zu den Professoren hat, ist das in Finnland ganz normal. Auch das Ansprechen mit Vornamen war für Sabine zunächst ungewohnt, ist in Finnland aber die Regel. In Deutschland ist das – wenn überhaupt – erst nach näherem Kennenlernen möglich. Und das ist eigentlich ein Argument für zurückhaltende Deutsche.

Es gab auch ganz banale Dinge, die wir festgestellt haben: Die Winter in Finnland sind länger, kälter und dunkler, die Bevölkerungsdichte in Deutschland ist viel höher, der Waldanteil in Finnland ist über siebzig Prozent, also viel höher als in Deutschland, in Finnland gehört die Sauna zu den alltäglichen Dingen, was in Deutschland im Moment am Aufkommen ist, in Helsinki sind Schifffahrten nach Tallinn oder Stockholm, nur um auf dem Schiff zu feiern, ganz normal, etwas, das Sabine bisher nicht kannte, Finnen sind pünktlich, Deutsche überpünktlich, zumindest in unserem Fall und Deutsche schreiben mit Füller, was Finnen nicht tun.

Es gibt aber auch Eigenschaften, die sich Deutsche und Finnen teilen, zumindest haben wir das so erlebt. Wir haben uns gegenseitig beschrieben und sind dabei auf die gleichen Eigenschaften gekommen: Hilfsbereit, freundlich, geduldig und umgänglich. Man muss dabei aber bedenken, dass wir beide jung sind und international. Louna wohnt in Helsinki, Sabine in München, beides große Städte mit Einwohnern mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Oft haben wir auch darüber gesprochen, dass man mit Menschen von ländlicheren Gegenden ganz andere Erfahrungen machen würde.

Alles in allem haben wir festgestellt, dass Deutsche und Finnen nicht sehr verschieden sind. Typische Eigenschaften wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft treffen auf beide Gruppen zu ebenso wie der etwas kühlere Umgangston, die direkte Art und die Zurückhaltung. Wir haben immer wieder festgestellt, dass wir so unterschiedlich nicht sind – im Gegenteil, dass wir uns sogar ziemlich ähnlich sind. Doch warum ist das so?

Auch darüber haben wir uns Gedanken gemacht. Woher kommt die enge Verbundenheit? Woher kommt die doch recht ähnliche Kultur? Unsere Überlegungen führten uns zurück zum zweiten Weltkrieg, als viele Deutsche in Finnland waren und auch Finnen nach Deutschland geschickt wurden. Dadurch muss es eine Vermischung der Kulturen gegeben haben, die heute aber nur in Finnland auffällt. Während die meisten Deutschen keinen Bezug zu Finnland haben, wollen viele Finnen Deutschland kennenlernen, die deutsche Sprache lernen und haben auch einen klaren Bezug zu dem Land und großes Interesse. Vielleicht ist Deutschland im Vergleich zu Finnland auch einfach mehr im Mittelpunkt des Weltgeschehens und wird deshalb mehr wahrgenommen, was dann dieses einseitige Verhältnis hervorbringt. Es gibt auch ganz interessante Tatsachen, wie zum Beispiel, dass das finnische Rechtssystem auf dem Deutschen basiert. Eine Verbundenheit zwischen den beiden Ländern und Kulturen existiert also auf jeden Fall. Warum es so ist, wie es ist, dafür haben wir keine eindeutige Erklärung gefunden.

Was auch immer typisch Deutsch und typisch Finnisch ist, wir fühlen uns unabhängig davon sehr verbunden, haben die Tandemzeit sehr genossen und vor allem viele Gemeinsamkeiten festgestellt. Sabine hat einen unvergleichlich guten Einblick in die finnische Kultur gewonnen, viel über das Land und die Menschen gelernt und Louna hat das Tandem mit dem besten Satz, den man sich vorstellen kann, beendet: „Nun weiß ich, dass ich, wenn ich muss, Deutsch sprechen kann!“

Liebe Grüße,
Sabine 🙂

ALICE – die letzten Treffen

Freitag, 21. Oktober 2011

Hallöchen!

Nach ziemlich genau einem Monat ist unser ALICE-Tandem leider schon wieder vorbei. Herausgekommen sind viele neue Erfahrungen, ein ALICE-Tagebuch, ein Essay und eine enge Freundschaft. Diese Woche waren die letzten Treffen.

9. Treffen: Di. 18.10. (zwei Stunden)

Nach meiner ersten Klausur in Finnland haben Louna und ich uns bei mir zu Hause getroffen. Bei einer Tasse Tee und was zu Knabbern arbeiteten wir für unser Tandem. Da wir für ALICE ein Essay schreiben müssen, haben wir dieses Treffen dazu genutzt, uns Gedanken darüber zu machen und Stichpunkte zu sammeln.
Das Thema sollte typisch Deutsch bzw. typisch Finnisch sein. Über die Finnen fiel uns viel ein, über Deutschland eher weniger. Wir kamen auch sehr schnell zu dem Schluss, dass sich Finnen und Deutsche sehr ähnlich sind und es deshalb schwer fällt, Unterschiede herauszuarbeiten. Pünktlich, fleißig und zuverlässig sind beide Nationen und damit fällt das deutsche Klischee weg. Trotzdem sind die Finnen in gewissen Dingen zurückhaltender als die Deutschen, die Länder unterscheiden sich stark voneinander und solche Dinge wie Siezen findet man nur in Deutschland.
Louna hat mir auch erzählt, dass das finnische Rechtssystem an das Deutsche angelehnt ist, das fand ich schon sehr interessant. Dabei hat sie mir die finnische Geschichte auch ein bisschen näher gebracht und erklärt, wie lange und warum Finnland unter schwedischer und russischer Führung war.
Ein Thema war wieder die Suche nach dem Grund der vielen Gemeinsamkeiten zwischen Deutschen und Finnen. Der zweite Weltkrieg spielt dabei eine wesentliche Rolle, da die Deutschen in Finnland waren und viel ihrer Kultur mitgebracht hatten. Louna sieht darin den Hauptgrund für die enge Verbundenheit – zumindest von der Seite der Finnen.
Zum Schluss fiel Louna noch ein, dass die Deutschen sehr tolerant sind, da sie auch schon zwei Mal in Berlin war, ist ihr das stark in Erinnerung geblieben. Berlin ist dabei aber sicher die beste Stadt, die in Deutschland am meisten Toleranz bietet.
In Finnland – ausgenommen Helsinki – sind die Leute nicht sehr tolerant. Dazu gibt es hier auch immer wieder Probleme mit rassistischen Übergriffen, die mir in der Form völlig fremd waren. Gerade wenn man ins ländlichere Finnland kommt, sind die Leute noch sehr konservativ. Helsinki ist da eine Ausnahme.

10. Treffen: Fr. 21.10. (drei Stunden)

Auch das leider letzte Treffen war bei mir daheim. Noch immer lag die DVD „Der Vorleser“ bei mir, die uns unser Koordinator mitgegeben hatte und das war für diesen Abend genau das Richtige. Wir hatten beide eine Klausurenwoche hinter uns und mit der DVD konnten wir uns entspannen. Mit Keksen und Tee und deutschen Untertiteln verfolgten wir den Film. Bei Worten, bei denen ich dachte, dass Louna sie vielleicht nicht versteht, übersetzte ich auf Englisch.
Als der Film vorbei war unterhielten wir uns noch über den zweiten Weltkrieg und ganz allgemein Nationalismus. Dabei kamen wir auch auf das Thema Immigranten und die damit verbundenen Probleme.
Nach diesem sehr ernsten Thema kam der Abschied. Es war leider eine sehr kurze Zeit, dafür aber auch sehr intensiv. Wir haben viel über die jeweiligen Kulturen erfahren und hatten einen interessanten Austausch, was wir sehr genossen haben. Nun ist das Tandem leider vorbei und Louna wird nach Australien aufbrechen. Wir hoffen, dass wir uns trotzdem mal wieder sehen – wenn Louna ein Auslandssemester in Berlin macht :-).

Liebe Grüße,
Sabine 🙂

HEUREKA: Suomalainen Tiedekeskus

Montag, 17. Oktober 2011

Hallöchen!

Am Freitag waren Louna und ich in HEUREKA, laut Übersetzung das finnische Wissenschaftszentrum, in Wirklichkeit eine Art Museum, bei dem man durch Ausprobieren die Naturwissenschaften kennenlernt.

8. Treffen: Fr. 14.10. (viereinhalb Stunden)

Mit dem Zug bin ich nach Tikkurila in Vantaa gefahren, wo wir uns verabredet hatten. Louna kam wenige Minuten später an und dann gingen wir zusammen zu HEUREKA. Da ihre Mutter als Lehrerin arbeitet, hatten wir auch noch das Glück, zwei kostenlose Eintrittskarten zu bekommen.

Und was uns drinnen erwartete war wie ein riesiger Kinderspielplatz mit allen möglichen Dingen zum Ausprobieren passend zur Physik, Chemie, Geographie, Geologie und Biologie. Wir haben bestimmt, in welchen Verhältnissen wir aufwachsen würden, wenn wir in dem Moment auf die Welt gekommen wären, wir haben geschaut, wie oft unser Vorname in Finnland vertreten ist (meiner sogar öfter als Lounas), wir haben mit einem Test herausgefunden, ob wir einzigartig sind (es gab noch vier andere, die wie ich sind ;-)), wir haben ein Erdbeben miterlebt, wir haben unsere zukünftige Wohnung im Jahr 2025 eingerichtet, wir haben auf einem Nagelbrett gelegen, wir sind mit dem Fahrrad durch die Luft gefahren (nicht nur einmal ;-)), wir haben uns optisch täuschen lassen, wir haben eine Brücke gebaut, wir haben eine gerade Eisenstange durch eine gekrümmte Öffnung gebracht, wir haben einen Mini hochgehoben,…
Und das ist nur ein kleiner Auszug von unserem spannenden Tag. Und als Krönung des Ganzen gibt es dort ein Vattenfall Planetarium, in dem wir mehr über schwarze Löcher erfuhren. Für mich gab’s Kopfhörer mit einer englischen Fassung. Der Beitrag war sehr gut und durchdacht gemacht. Dazu gab’s natürlich auch sehr beeindruckende Bilder vom Sternenhimmel :-).

Es war ein toller Tag! Eigentlich ist das Ganze für Kinder gedacht, aber wir hatten mindestens genauso viel Spaß. Wo gibt’s schon ein live Videospiel bei dem man selber herum rennen muss (gut, dass uns keiner gesehen hat ;-))? Wo kann man seine eigene Zukunftsstadt versorgen? Und wo kann man in Originalzeit Schiffe der Ostsee oder den Flugverkehr der USA beobachten? Mir hat’s sehr viel Spaß gemacht und auch Louna fand es toll, nach so langer Zeit mal wieder in HEUREKA zu sein – das letzte Mal war sie noch ein kleines Kind ;-).

Liebe Grüße,
Sabine 🙂

ALICE

Samstag, 15. Oktober 2011

Hallöchen zusammen,

die ALICE Treffen laufen natürlich auch weiter. Nachdem es die letzte Woche leider nicht geklappt hatte, dass wir uns treffen, haben wir uns diese Woche wieder öfter gesehen.

6. Treffen: Di. 11.10. (zwei Stunden)

Am Dienstag Abend bin ich mit der bekannten Tram 3B/3T zu Louna nach Hause gefahren. Dort gab es Tee und wir haben uns zuerst über das Wetter unterhalten – wie typisch ;-). Nachdem es in Helsinki seit dieser Woche ein ganzes Stück kälter geworden ist, bot sich das an.
Damit kamen wir auch zu den Jahreszeiten und verglichen den Herbst und Winter von Deutschland und Finnland. In Finnland ist der Winter ein großes Problem, durch die lange Dunkelheit werden viele Menschen depressiv. Louna meinte, der Winter sei keine gute Zeit, um hier zu sein, da die Leute alle schlechte Laune bekämen. Vor allem, wenn der Winter dann auch nicht aufhört, also im Februar und März.
Aber eine schöne Zeit gibt’s doch in der Dunkelheit: Weihnachten! Und da kamen wir zu den verschiedenen Bräuchen, zu Christkindlmärkten, zum Weihnachtsmann, zum Weihnachtsdorf, das ich dieses Jahr noch besuchen werde und natürlich zum Unterschied Christkind und Weihnachtsmann.
Ein weiteres Thema war die Bevölkerungsdichte. Am Wochenende hatte ich zufällig nach den Einwohnerzahlen von München (1.353.186, 4359 Einwohner je km²) und Helsinki (588.695, 2755,3 Einwohner je km²) geschaut und habe dann auch Deutschland (81,752 Mio., 229 Einwohner pro km²) und Finnland (5,326 Mio., 15,7 Einwohner pro km²) verglichen. Der große Unterschied kommt vor allem dadurch, dass es im Norden Helsinkis immer weniger bewohnt wird, vor allem im Lappland leben kaum Menschen und es gibt wenig große Städte.
Ein Thema war auch wieder das Schulsystem. Dabei ging es um Umziehen während der Schulzeit, Klassengemeinschaft und Waldorf- und Montessorischulen.
Zum Schluss haben wir dann noch meine Hausaufgabe gemacht. Ich musste finnische „bad words“ finden ;-). Über diese Aufgabenstellung mussten wir beide lachen, nachdem wir sonst nur ganz normale Grammatik- oder Vokabelnübungen auf hatten. Danach haben wir uns noch über Sprachunterricht allgemein unterhalten.

7. Treffen: Mi. 12.10. (eineinhalb Stunden)

Bei unserem siebten Treffen waren wir ein wenig in der Stadt unterwegs. Zuerst ging es zur Deutschen Bibliothek, über die ich noch extra berichten werde. Wir stöberten eine Weile und hatten dabei natürlich das Thema Literatur und Bücher und unterhielten uns darüber, was wir gerne lesen.
Danach ging es ins Café Esplanad. Ein sehr bekanntes Café Helsinkis und daher natürlich auch teuer. Aber man muss mal drin gewesen sein. Auch diese riesigen Korvapuusti, die es dort gibt, muss man zumindest gesehen haben :-).
Danach unterhielten wir uns über deutsche und finnische Vornamen. In Finnland gibt es sogar eine Website, auf der man seinen Namen suchen kann und dann als Ergebnis bekommt, wie oft er in Finnland vorkommt.
Zum Schluss bemitleideten wir uns noch, weil wir beide kommende Woche Klausuren schreiben. Wir sprachen über das verschiedene Lernverhalten und die Uni und mussten uns dann auch schon wieder verabschieden. Aber es dauerte nicht lange, bis wir uns wieder sahen :-).

Liebe Grüße,
Sabine 🙂

ALICE: Die ersten Treffen

Freitag, 30. September 2011

Hallöchen!

Nachdem die ersten ALICE Treffen schon hinter mir liegen, will ich davon berichten. Wir haben uns bisher drei bzw. fünf Mal getroffen.

1. Treffen: Do. 22.09. (zwei Stunden)
Für das erste Treffen haben wir uns am Abend am Bahnhof verabredet, um von dort aus zu einem Ort zu gehen, wo wir plaudern konnten. Louna führte mich zu einem Café in der Nähe der Uni, das erst vor kurzem nach einer Renovierung wieder geöffnet hatte. Als wir drinnen waren, holten wir uns zwei Tee und setzten uns an einen Tisch. Louna war etwas enttäuscht von der Renovierung, da das Café viel der Gemütlichkeit verloren hat, die es vorher hatte. Es war zu modern geworden.
Dann fingen wir an zu reden. Sie erzählte, wie viel Deutsch sie kann, was sie sich vom Tandem erwartet und schnell waren wir beim Thema „schüchterne Finnen“. Finnen sind Fremdsprachentalente. Die meisten sprechen fließend Finnisch, Schwedisch und Englisch und dazu kommt meist noch eine Reihe anderer Sprachen wie Deutsch, Französisch, Spanisch oder auch Russisch. Allerdings sind die Finnen Perfektionisten, wenn es um ihre Sprachkenntnisse geht. Das heißt, dass eine Sprache nur dann gesprochen wird, wenn man sie auch perfekt kann. Daher würde Louna nie in der Gesellschaft mit Leuten Deutsch sprechen, sondern nur in dieser vertrauten Atmosphäre des Tandems.
Dabei kamen wir auch auf die Unterschiede zwischen Finnen und Deutsche zu sprechen und das Hauptthema war nach wie vor, die guten Fremdsprachenkenntnisse der Finnen bzw. der Finnen aus Helsinki verglichen mit denen der Deutschen.
Der zweite Punkt war dann, dass wir uns überlegten, wie wir das Tandem angehen sollten. Da Louna Anfang November für drei Monate nach Australien geht, haben wir nicht viel Zeit, um die Anforderungen von ALICE zu erfüllen. Mit zwei Mal wöchentlichem Treffen und einem längeren Ausflug sollte das aber machbar sein. Mit zwei neuen Terminen für die kommende Woche verabschiedeten wir uns.

(2. Treffen: Fr. 23.09.)

An diesem Tag sollten wir uns eigentlich mit unserem Koordinator treffen, um alles Weitere zu besprechen. Als wir endlich sein Büro gefunden hatten, saßen wir davor und warteten. Als er auch nach zwanzig Minuten noch nicht da war (und die Finnen sind ebenso pünktlich wie die Deutschen, abgesehen davon ist unser Koordinator Deutscher), gingen wir wieder. Danach hatte sich herausgestellt, dass er uns eine Woche früher eingetragen hatte. Der neue Termin wurde für eine Woche später ausgemacht.

3. Treffen: Di. 27.09. (zwei Stunden)

Treffpunkt war auch dieses Mal wieder der Hauptbahnhof, von wo aus wir in ein Caféhaus gingen, Kaffee bestellten und uns dann an einen Tisch saßen. Zuerst erzählten wir von unserem Tag und vom Wochenende und gaben beide zu, dass wir müde von einem langen anstrengendem Tag waren. Dann ging das Gespräch aber bald zu anderen Themen über.
Zuerst unterhielten wir uns über Theater, Kino, Ballett und Oper. Die Finnen gehen hier sehr gerne ins Theater und vor allem im Sommer ist das sehr beliebt. Louna erzählte auch, dass sie Ballett sehr gerne mag, aber nicht so oft hingehen kann, weil es so teuer sei. Wir verglichen die kulturellen Ausflugsmöglichkeiten in Helsinki und München und stellten fest, dass es auch hier Unterschiede gab.
Damit kamen wir auch bald wieder zum Thema Preise. Am Kinotag kostet das Kino hier „nur“ acht Euro, während es sonst zwischen zwölf und vierzehn Euro kostet. Und das, obwohl hier wie auch im finnischen Fernsehen nicht synchronisiert wird, es gibt nur Untertitel. Das ist vermutlich einer der Hauptgründe, warum die Finnen so perfektes Englisch sprechen.
Das einzige, was hier wirklich günstiger ist, sind die Handynetze. Und damit waren wir auch beim Thema Handy, Internet und Co., sprachen über MacBook und Computer.
Nach diesem ersten komplett deutschen Teil ging es über zum Finnischen. Ich packte meine Finnischsachen aus und wir übten die Aussprache. Ich konnte Dinge fragen, die Louna oft damit beantwortete, dass es einfach so ist, wie es ist ;-). Wir übten das Grüßen, wie man sich vorstellt und was es mit den Endungen „-lainen“ bzw. „-läinen“ und „-ssa“ bzw. „-ssä“ auf sich hat. Beim Konjugieren kamen wir auch auf das Thema siezen bzw. duzen. In Finnland wird der Unterschied kaum mehr benutzt und es gilt mittlerweile als seltsam, wenn man siezt, was aber früher ganz normal war. Wir diskutierten, ob es so eine Entwicklung wohl auch in Deutschland geben würde. Nachdem das Café dann schloss, packten wir unsere Sachen und verabschiedeten uns bis zum nächsten Tag.

4. Treffen: Mi. 28.09. (zwei Stunden)

Unser viertes Treffen war mehr oder weniger zweigeteilt. Getroffen haben wir uns im Unicafé in Viikki, nachdem es da aber immer voller wurde, sind wir zu mir gefahren. Dieses Mal war es wieder ein sehr interkulturelles Treffen, was heißt, dass wir uns über die Unterschiede zwischen Deutschland und Finnland unterhalten haben.
Das erste Thema war das Bildungssystem, wir haben sowohl über die Schule als auch über die Universität gesprochen. Louna hat mir erklärt, wie schwierig es hier ist, einen Platz für Jura zu bekommen und, dass dafür eine extra Prüfung notwendig sei, auf die man sich mit teuren Büchern und Lehrern vorbereiten muss. Meistens nicht nur einmal. Interessant war auch, dass die Finnen in der Regel später mit dem Studium beginnen als wir Deutschen. Die Entscheidung zum Abitur fällt hier auch erst in der neunten Klasse. Louna konnte es gar nicht glauben, als ich ihr erzählte, dass ich schon nach der vierten Klassen auf’s Gymnasium wechselte.
Das zweite Thema war dann Dialekte, Familie und Reisen. Ich habe ihr natürlich erklärt, was Bayerisch ist und welche Dialekte es in Deutschland gibt. Auch in Finnland gibt es Dialekte, Lounas Eltern sprechen zum Beispiel zwei unterschiedliche. Wobei es in Deutschland wohl etwas ausgeprägter ist als hier in Finnland.
Dann haben wir über unsere Familie gesprochen. Dazu zeigte ich Louna Bilder von Deutschland, wobei wir vor allem Bilder von einem Familienausflug in Regensburg angesehen haben.
Danach kamen wir zum Thema Reisen. Wir haben über die Unterschiede der einzelnen Länder gesprochen und vor allem auch über London. Und nicht zu vergessen: Bei ihr geht es ja schon bald nach Australien :-).

(5. Treffen: Fr. 30.09.)

Das „fünfte“ Treffen war das mit unserem Betreuer, wo wir den „ALICE-Vertrag“ unterschrieben und damit bestätigten, dass wir uns regelmäßig treffen. Daneben gab er uns unendlich viele Tipps, wie wir die Treffen am besten gestalten können. Nun weiß ich zum Beispiel, dass es hier in Helsinki ein deutsches Restaurant, eine deutsche Bäckerei und ein österreichisches Café gibt ;-). Er empfohl uns einen Kinofilm („Wer, wenn nicht wir“), der bald auf Deutsch mit finnischen Untertiteln in Helsinki zu sehen sein wird, gab uns eine DVD mit („Der Vorleser“), die wir uns gemeinsam ansehen können und erklärte uns, wie wir Themen wie Kunst, Musik, Studium, Hobbys, Politik und Co. in unser Tandem einbauen können. Es gab auch ganz interessante Tipps, wie Spiele spielen oder gemeinsam kochen. Nachdem wir dann die problematische Situation geklärt hatten, dass wir unser Tandem innerhalb eines Monats schaffen müssen, gingen wir auch schon wieder nach Hause.

Das Tandem hat gut gestartet und die nächsten Treffen sind schon ausgemacht. Wir wollen HEUREKA besuchen, die DVD gemeinsam schauen und haben alle Termine schon fest eingetragen. Ich bin gespannt, ob ich dadurch neben dem kulturellen Austausch auch mein Finnisch ausbauen kann.

Liebe Grüße,
Sabine 🙂